Palermo, die lebhafte und faszinierende Hauptstadt Siziliens
Der Anflug auf Palermo selbst ist schon ein Erlebnis.
Hat man im Flieger linksseitig einen Platz ergattert, sieht man am Abend die beleuchtete Stadt und den Berg Pellequrino zu seinen Füßen.
Mit dem Bus zur Via Roma
In der Halle sollte man sich vor Einsteigen in den Bus die Hin- und Rückfahrkarte in die Hauptstadt Siziliens für ca. 10 € kaufen.
Mit dem Bus dauert die Fahrt zum Hauptplatz Via Roma ca. 45 Minuten.
Palermo rückt immer näher und aus einem kleinen Lichtfleck wird eine hell erleuchtete quirlige Stadt.
Vom Platz Via Roma kommt man gut in alle Richtungen zu seinem Hotel weiter.
Warum fährt man – wie ich – hierhin und auch noch für eine ganze Woche?
Eigentlich hätten doch – wie für eine klassische Städtereise üblich – 3 bis 4 Tage gereicht.
Sizilien ist mir schließlich nicht unbekannt, war ich doch schon einige Male hier, um meine Tochter und ihren Mann zu besuchen.
Palermo lag dabei immer auf meinem Weg und dabei gibt es im näheren Umfeld bestimmt auch schönere Städte. Aber irgendetwas zieht mich immer wieder auf’s neue in die fünf größte Stadt Italiens.
Also, was hat diese Stadt, dass mich einfach nicht loslässt?
In der bevorstehenden Woche werde ich dieser geheimnisvolle Faszination, die diese Stadt auf mich ausübt, einmal näher auf den Grund gehen.
Begleitet mich nun auf meine Reise durch die unergründliche Stadt Palermo
In den letzten 20 – 30 Jahren hat man nicht viel Positives aus der Stadt von Al Capone gehört.
Regieren doch Gewalt, Korruption, Angst & Co. den Alltag der Menschen – zumindest nach den Meldungen der Medien zu urteilen.
Mein erster Eindruck bei Ankunft am Abend an der Via Roma – die Stadt platzt aus allen Nähten.
Es ist laut, hektisch und überall ein Stimmengewirr, so das mir nach kurzer Zeit der Kopf schwirrt.
Meine Pension liegt im Zentrum der Stadt unweit von der Via Roma entfernt und wird von einem Sizilianer geführt. Grundsätzlich versuche ich auf meinen Reisen die Unterkünfte immer so zu buchen, dass meine einheimischen Gastgeber etwas davon haben und nicht die großen Hotelketten.
Ich persönlich mag lieber die kleinen Pensionen & Hotels, in denen man die Chance hat, noch mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen.
Dennoch lege ich großen Wert auf die Sauberkeit in meinem Zimmer und es sollte zentral – gut als Ausgangspunkt für eine Erkundung der Stadt – gelegen sein.
Gegen 22 Uhr erreiche ich meine Pension und da ich noch einen kleinen Hunger verspüre, suche ich das Cavar – ein Musik-Cafe – auf. Meine jüngste Tochter würde sich hier wohlfühlen. Bei einem kleinen Salat mit leckerem Buffelmozzarella und frischem knusprigen Brot lausche ich der Musik. Es ist zwar nicht unbedingt mein Musikstil, aber später habe ich etwas Glück und sie spielen die Hits der Rolling Stones und The Doors.
Im Anschluss zieht es mich noch zur Trattoria Garibaldi unweit meiner Pension.
Ich bestelle mir ein Glas Wein. Ein Rotwein aus Sizilien soll es sein. Der freundliche Italiener hinter der Theke macht eine neue Flasche auf und mit einem Lächeln wünscht er mir „Salute“ – obwohl es schon relativ spät ist und ich nur ein Glas haben möchte.
Das nenne ich Service und die Selbstverständlichkeit hierbei beeindruckt mich in diesem Moment.
Und ich stelle mir die Frage: „Würde es diese Selbstverständlichkeit auch bei uns geben?“
Gegen Mitternacht mache ich mich auf den Rückweg zu meiner Pension. Obwohl es durch dunkle schmale Gassen geht, habe ich nicht einmal ein ungutes Gefühl dabei.
Palermo am Morgen – los geht’s
Nach dem ersten Cafe, einem guten Frühstück und bewaffnet mit meiner Kamera mache ich mich auf, um nun endlich Palermo zu entdecken.
Mein erster Eindruck am Morgen, man taucht in eine andere Welt ein. Das ist nicht nur Italien, sondern Sizilien – eine lebhafte, bunte Stadt am Rande Europas.
Palermo, die Hauptstadt Siziliens ist eine Stadt mit einer besonderen Atmosphäre; ein geheimnisvoller Ort, an dem die Realität oft die Vorstellung der Reisenden und vorgefassten Klischees übertrifft.
Hier leben rd. 1 Millionen Menschen mit einer spannenden Mischung aus augenscheinlich widersprüchlichen Charakteren.
Die Palermitani sind allein schon von ihrer Herkunft anders. So kann man nicht behaupten, dass die Geschichte der Stadt beständig ist, da sie mit einer permanenten Regelmäßigkeit von einer herrschenden Macht an die nächste überging. Aufgrund ihrer strategischen Lage in der Mitte des Mittelmeers, spülte eine Welle nach der anderen eine Vielzahl von Eroberern wie die Phönizer, die Karthagen, Griechen, Römer und viele andere an.
Dies lässt sich auch am architektonischen Stadtbild unweigerlich erkennen.
Palermo ist touristisch noch nicht so erschlossen wie wir es von anderen Mittelmeer-Metropolen kennen.
Mit englisch allein stößt man hier schnell an seine Grenzen.
Und die Altstadt, die vom Krieg verschont blieb, hat unzählige verwinkelte Gassen in denen man sich nicht nur verlaufen kann, sondern beiläufig noch das authentische Leben entdecken kann.
Ein besonderer Reiz liegt sicherlich in den Besuch der verschiedenen Märkte. Für mich als Koch ein Eldorado was Frische und Vielfalt angeht.
Man taucht ein in eine Welt, die geprägt ist von arabischen und afrikanischen Wurzeln.
Die Vielzahl von Gerüchen, das lebhafte Stimmengewirr und die unterschiedlichen Auslagen haben eine magische Wirkung auf mich. Ich weiß gar nicht, was ich mir zuerst ansehen sollen. Zunächst völlig überfordert, lasse ich mich nunmehr über den Markt treiben – und gebe auf, hier organisiert und mit einem Plan bewaffnet, rüber zu gehen.
Die Auslagen und Leckereien an sogenannten Street-Foods und in den kleineren Restaurant kann und sollte man ohne weiteres genießen.
Aber nun alles der Ruhe nach
Am Quattro Canti im historischen Ortskern beginnt mein Spaziergang. Hier liegen in unmittelbarer Nähe viele Sehenswürdigkeiten.
Die Kathedrale von Palermo „Maria Santissima Assunta“ liegt in der Nähe des Normannenpalasts und wurde im 6. Jahrhundert auf dem Corso Vittorio Emanuele erbaut.
Ein grandioses Bauwerk, das durch die Eroberung der Sarazenen im Jahre 831 in eine Moschee umgewandelt wurde. 1072 wurde sie dann aber wieder christlich und gehört seither zum Erzbistum Palermo. Der Eintritt ist kostenlos.
Ebenfalls am Quattro Canti befindet sich aus meiner Sicht einer der schönsten Plätze – die Piazza Pretoria mit dem Fontana Pretoria.
Der Brunnen ist das eigentliche Herzstück des Platzes. Aufgrund der nackten Frauenstatuen wird er auch Piazza della Vergogna genannt (Platz der Schande).
Der Quattro Canti ist ein wirklicher toller Platz, der zum Ausruhen & Fotografieren einlädt.
Alle Kirchen Palermos kann ich an dieser Stelle leider nicht aufzählen, davon gibt es einfach zu viele beeindruckende alte Gemäuer. Die Qual der Wahl überlasse ich daher lieber euch.
Im Rausch der Sinne
In der Nähe des Quattro Canti liegt einer der Märkte Palermos – der Mercato Ballaro.
Wer gerne über Wochenmärkte schlendert und das lebhafte Treiben dort liebt, kommt hier voll auf seine Kosten.
Man taucht in eine Welt voller Farben, Gerüche und Geschmackserlebnisse ein.
Für mich als Koch ein Erlebnis der besonderen Art. Die Auswahl an knackigem Gemüse wie saftige Tomaten, Artischocken und frischem Obst wie Erdbeeren, Orangen und Zitronen, aus denen die Sonne nur so strahlt, aus dem heimischen Anbau ist groß. Dazu gesellt sich eine weitere Vielfalt an fangfrischen Fisch und verschiedene Meeresfrüchten. Man erschrickt leicht, wenn sich einige der Meerestiere noch auf den Tischen bewegen und die Flucht ergreifen wollen. Aber was soll ich sagen, die Sizilianer lieben ihren Fisch wirklich sehr frisch.
An jedem Stand wird man angehalten, die sizilianischen Spezialitäten zu kosten. Und so bleibt es nicht aus, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Ein Ort, an dem ich gerne wiederkomme und der mich immer wieder mit neuen kulinarischen Köstlichkeiten überrascht.
Zur Erfrischung genieße ich einen frisch gepressten Granatapfelsaft, einfach bellissimo.
Ein bisschen Kultur muss sein
Im Garten der Basilica della Magione kann man sich dann vom lebhaften Trubel des Marktes erholen. Am meisten jedoch spricht mich die Basilica San Francesco d‘ Assisi an.
Ohne viel Prunk erstrahlt sie durch ihre Einfachheit in der Altstadt Palermos. Umliegend gibt es viele schöne kleine Cafes und Bars. Tagsüber noch etwas zurückhaltend, tobt am Abend bei Musik und Wein das authentische italienische Temperament.
Das Teatro Massimo an der Piazza Giuseppe Verdi liegt genau auf der Grenze zwischen der Altstadt und dem moderneren Handelsbezirk Palermos. Aus meiner Sicht ein beeindruckendes Bauwerk seiner Zeit. Im Mai 1897 wurde das Theater mit Verdis Oper Falstaff eröffnet. Nach einer provisorischen Schließung, die ca. 20 Jahre dauerte, wurde es auf Bemühen von Leoluca Orleando 1997 wieder geöffnet – als Zeichen gegen die Mafia.
Das Teatro Massimo war Schauplatz der Schlusszenen von Francis Coppolas berühmten Film „Der Pate, Teil III“.
Eintauchen ins Nachtleben Palermos
Am Abend treffen sich Jung & Alt am La Vucciria, eigentlich ein Markt, wenn auch ein bisschen kleiner als die anderen Märkte.
Interessanter ist hier auch vielmehr das lebhafte Treiben auf dem Platz. Bei einem Glas Vino in einer kleiner abseits gelegenen Bar schaue ich mir das Zusammenspiel der Leute an. Hier ist das Chaos für unser Verständnis zu Hause.
Später am Abend geht es für mich in meine Lieblingsbar „Azzura“. Bei Einheimischen sehr beliebt und somit ständig rappelvoll, genieße ich hier den klassischen „Zibibbo“, ein Süßwein.
Mein Fazit nach einer Woche pralles sizilianischem Lebensgefühl
Palermo ist eine facettenreiche und interessante Stadt, die man in 3 bis 4 Tagen gut zu Fuß erkunden kann.
Fotografisch und kulinarisch eine wahre Fundgrube von Schätzen, die man zu jeder Tages- und Nachtzeit in Szene setzen und genießen möchte.
Die Märkte und verwinkelten engen Gassen lassen in jedem von uns den Abenteurer erwachen.
Die Palermitaner selbst sind unwahrscheinlich gastfreundlich und zuvorkommend.
Ich habe mich sicher und gut aufgehoben gefühlt.
Ich komme wieder und ihr?